Mittwoch, 15. Oktober 2008
Go West!
Die Bostonvisite war auch vorerst die letzte Touriaktion im Frühling gewesen, weil mich dann Ende März und den kompletten April meine Studienarbeit doch vermehrt beschäftigt hat (nachdem ich zugegebenermaßen 2einhalb Monate nicht unbedingt mit bedingungslosem Eifer geglänzt hatte). Aber das war nicht weiters tragisch nachdem alle anderen im Prüfungsstress steckten und wir und so gegenseitig disziplinieren und motivieren konnten. Und motiviert hat mich vor allem eines: Die Aussicht auf den bevorstehenden Mai. Eigentlich hätte mich die Aussicht auf den Mai völlig deprimieren müssen, nachdem der Flug auf 4. Mai gebucht war und dann ein langweiliges Semester ohne all meine Montréalfreunde in Stuttgart bevorstand. Aber ich bin dem weiblichen Charme von Laura und Antonia erlegen, die mich (ok, es war nicht schwer) überzeugt haben mit ihnen und Christiane (bei der wir in Ottawa ja mal zu Besuch waren) 4 Wochen in den Westen Kanadas zu reisen. Dass ich dabei 6 Wochen Vorlesungen verpasse hat sich später als völlig egal rausgestellt, warum bin ich nur 3 Jahre lang in alle Vorlesungen in Stuttgart gegangen! Vor der Prüfung muss man sowieso wieder alles in sich reinprügeln...Fazit: ich hab' die Entscheidung nie bereut, im Gegenteil ich hätte mich zu Tode geärgert, wenn ich mir das hätte entgehen lassen!
Aber zum Ende April wurde es nochmal ein bisschen stressig, da in den Endspurt der Studienarbeit auch meine Eltern nach Montréal kamen. Das war sehr geschickt, da ich Ihnen nicht nur meine Welt zeigen konnte, sondern sie mir auch alle nötige Ausrüstung für die 4 Wochen mitbringen konnte: Rucksack,Schlafsack, wanderstiefel etc.
Aber zunächst stand erstnoch die Verabschiedung von den in einem Jahr liebgewonnenen Freunden. Dazu wurde meine WG voll mit Leuten gepackt, meine Mitbewohner (sorry Nico, war einfach ungeschickt, dass du am nächsten Tag eine Prüfung hattest) und die Vermieter, die drunter wohnten, fanden es eher mäßig cool.
Und am letzten Tag liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Nicht dass wir für 4 Wochen Urlaub und mehrtägige Wandertouren ausgerüstet sein mussten. Die erste "Hürde" stand uns gleich zu beginn bevor: 3 Tage lang mit dem Zug quer über den Kontinent, mit gelegentlichen halbstündigen Stops (so ein bis zwei Mal am Tag). Und dafür stellten wir uns erstmal in die Küche und zauberten was die deutschfranzösische Küche so hergab: Fleischbällchen, Crêpes, Pizza, Müsli mit Früchten, Schwarzbrot...



Christiane stieß dann in Toronto zu uns und die 3 tägige Fahrt durch 3 Zeitzonen konnte beginnen. Jetzt denkt man vielleicht wir hatten da einen Liegewagen oder irgendwas :-) nein, wir sind ja Studenten, da gibts einfach normale Sitze, in denen man dann doch dezent verspannt morgens aufwacht.
Aber hier erstmal das "Schmuckstück":



Ein paar Gimicks für die Touris gabs dann aber doch: Der Dome, immer gut gefüllt und besonders bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang ein großes Spektakel:





Der Dome war ein Abteil, das über den normalen Sitzen gelegen war und ein Glasdach hatte. Von da oben hatte man einen genialen Blick um die verschieden Landschaften Canadas zu bewundern.











Nach 3 Tagen kommen wir dann auch leicht gerädert in Vancouver an suchen uns erstmal eine Bleibe. Dass wir im für seine Versifftheit renomiertes Hostel landen sollten war uns da noch nicht bewusst: Das American Backpackers kostet aber eben nur 10 Dollar (was manche Menschen tatsächlich dazu bringt auch mal ein halbes Jahr dort zu leben, ab einem Monat gibts wieder Rabatt). Dreckig, verraucht...wir haben es aber auch nur genommen, weil wir ein Zimmer für uns und somit unsere Ruhe und auch ein Mindestmaß an Hygiene hatten.
Vancouver ist wirklich eine Reise wert! Nicht nur wegen der Stadt an sich, sondern auch wegen den Menschen. Vor allem wenn man sich in 10 Monaten an die frankophonen Kanadier gewöhnt hat stellen die Bewohner von British Columbia einen Kontrast dar. Einfach immer locker und freundlich, dabei aber nicht so eingebildet wie die Amerikaner (ok ich gab's zu, da gehen meine Klischees auch ein bisschen mit mir durch, meine Kenntnis von den Amerikanern beruht eben nur auf diversen Städtebesichtigungen).



Der eigentliche Knüller in meinen Augen sind die Strände, die quasi direkt im Stadtzentrum sind. Besonders beeindruckt haben mich dabei die Baumstämme, die sie überall am Strand verteilt haben. Dadurch wird endlich das Problem gelöst, dass man sich nie anlehnen kann und dann mit Rückenschmerzen nach Hause muss. Und die Stimmung eines Sonnernuntergangs können die Bilder leider nur mangelhaft vermitteln:







Aber Vancouver war eigentlich nur eine Zwischenstation, denn nach 2 Tagen gings weiter nach Vancouver Island. Dabei ist das blaue die Fährlinie und das graue die Grenze zu den USA.



Denn dort hat es einerseits viele weltbekannte Wanderwege durch den Regenwald (ja Regenwald, ich hab' bis heute auch noch nicht begriffen wie der dorthin kommt) und andererseits die Hauptstadt von British Columbia: Victoria. Victoria ist im Vergleich zu Vacnvouer winzig klein, die kulturelle und wirtschaftliche Metropole ist auch Vancouver. Außer Regierungsgebäuden gibts eigentlich auch nicht viel dort. Außer unserem süßen Hostel natürlich.







Und dann kam der eigentliche Höhepunkt der 4 Wochen: Der Jaun-de-Fuca-Trail. Ursprünglich ein Weg der Schiffsbrüchigen eine Möglichkeit zurück in die Zivilisation ermöglichen sollte dient der Trail heute nur noch Backpackern zum Vergnügen: 47km Trampelpfad erstrecken sich entlang der Küste auf der Süd-Westseite der Insel. Angeblich hat man dort auch schon Wale gesehen, wir haben natürlich keine gesehen. Es gibt auf der Insel auch noch den bekannteren Westcoasttrail. Allerdings kostet der 50$ Eintritt (die haben echt 'nen Dachschaden) und soll um die Zeit völlig überlaufen sein, deswegen setzten wir lieber auf den kleinen kostenlosen Bruder, der aber garantiert genauso schön ist. Ein paar Kleinigkeiten muss man über Vancouver Island noch wissen: Es ist das Gebiet mit der dichtesten Schwarzbärendichte weltweit. Außerdem sind auch noch Pumas unterwegs. Deswegen muss man zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen treffen wie zum Beispiel Nachts alles nach Essen riechende zwischen die Bäume hängen, damit sich kein Bär ins Zelt verirrt (meinen Kaugummi in der Hosentasche hat er aber scheinbar nicht gerochen, die Mädels waren eher weniger erfreut als ich ihnen davon am nächsten morgen erzählt hab'). Und ein Klassiker sind auch die schönen Glöckchen, die dem Bären den Menschen ankündigen sollen. Denn nur ein überraschter Bät ist auch ein gereizter Bär. Ansonsten trollen sie sich in der Regel bevor man sie zu sehen bekommt. Und der Pumaist sowieso so scheu, dass man den als Menschen quasi nie zu Gesicht bekommt. Im Nachhinein finde ich es ja echt schade, dass wir keinem Bären über den Weg gelaufen sind, scheinbar haben wir immer zuviel Krach gemacht. Und wenn es dann mal soweit kommen sollte und man hat doch mal einen Bären erwischt dann gab's dafür dieses schönen Tips:



Besonders nett fand ich den Absatz am Schluss: Also wenn der Bär mal vor einem steht: Totstellen bringt nichts - fight back! Na dann viel Spaß...

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Boston
Wenn man von Geschichte und Kultur der Vereinigten Staaten redet, dann steht da eigentlich eine Stadtim Zentrum: Boston. Hier stehen etliche (auch nach Maßstäben der Europäer) alte Gebäude und wer erinnert sich aus Schulzeiten nicht noch an die Boston Tea Party! Nein keine langweilige Abendbeschäftigung sondern eher der Beginn des amerikanischen Unabhängigsbewegung. Wieder mal darf ich mich glücklichschätzen einen Freund in der Nähe von Boston zu haben, mein Stuttgarter Komilitone Dominik studiert in New Bedford, eine Stunde südlich von Boston. Na toll, was bringt einem schon ein Dach über dem Kopf eine Stunde südlich? Aber da zeigt Dominik seinen unermüdlichen Einsatz indem er uns mit seinem Auto zwischen Boston, Cape Cod und New Bedford chauffiert.
Aber zunächst zur Ankunft in Boston: Wir haben uns mal gar nicht willkommen gefühlt, nach einer Nacht im Greyhound Bus passt einem ein grau, vernebelter Nieseltag nicht so richtig ins Programm. Vor allem wenn man eigentlich eine Stadt zu Fuß besichtigen will.



Aber eins wurde uns klar an diesem Morgen: Der kanadische Winter ist zwar kalt, aber er ist wesentlich leichter zu ertragen als in Boston oder in Europa, weil er trocken ist. An diesem Morgen in Boston wars uns bei 0 Grad kälter als in Montréal bei -20 Grad. Der graue Tag ließ sich am besten einfach im inneren eines Museums ertragen, so besichtigten wir das "Old State House" - der zentrale Schauplatz von alles was in Boston (und damit quasi in Nordamerika) mit Politik zu tun hat (hier im Kontrast vor der Skyline).



In Boston war ich wieder mit meinen beiden besten Freunden Antonia und Laura unterwegs. So war es auch nicht so tragisch, dass Dominik erst am Abend des ersten Tages zu uns stoßen konnte, weil er Freitags noch Vorlesungen hatte.





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Und habt ihr das letzte Bild erkannt? Das soll ein Denkmal an die Verbrechen des 3. Reiches sein, also ich finds nicht besonders Geschmackvoll so Gaskammern mitten in der Stadt aufzubauen.

Und was gibt es noch Spannendes in Boston?? Richtig 2 der weltweit führenden Universitäten kommen aus Boston: das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die Harvard University. Das MIT fand ich jetzt optisch nicht so den Knaller, aber bei Harvard konnte ich mir schon vorstellen, dass allein rein vom Campus her das Studieren mehr Spaß macht als zwischen den Betonburgen in Stuttgart:



Aber allein mit Boston wollten wir uns ja nicht zufrieden und dank Dominiks Luxuskarosse konnten wir noch ein bisschen Strandluft schnuppern indem wir auf dem südlich (Richtung New York) liegenden Cape Cod am Strand flanierten. Antonia hatte ihre eigene Art ihrer Freude darüber Ausdruck zu verleihen:



Vor eine besondere Herausforderung wurden wir am Sonntag gestellt: Da es Lauras Geburtstag war mussten wir uns natürlich was einfallen lassen um ihr den entsprechend zu versüßen um das Heimweh nach Montréal und Vesoule zu überdecken. Aber da waren wir beim Dominik genau an der richtigen Adresse: In Studentenkreisen schon als Schwarwälder-Krischtorte-Spezialist bekannt mussten wir uns nur noch mit der gewöhnugsbedürftigen Küchenausrüstung rumschlagen. Aber eine eckige Torte schmeckt doch mindestens so gut wie eine runde!!





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Mittwoch, 4. Juni 2008
Der Ottawaische Osterhase
Was ist das bitter, jetzt ist es schon Juni, ich bin inzwischen wieder zurück in Stuttgart und ich hab' noch nicht mal den März fertig.
Was macht man denn an Ostern in Kanada fern der Heimat?? Wir haben den Anlass genutzt einen Blick auf die Hauptstadt Kanadas zu werfen, da geschickterweise auch Christiane, eine Freundin von Antonia aus Leipzig, dort studiert und wir bei ihr wohnen konnten und außerdem noch eine private Stadtführung bekamen. Lustigerweise liegt Ottawa genau an der Grenze zwischen dem französischen Quebec und dem anglophonen Ontario. Genau wegen dieser Lage wurde das eigentlich unbedeutende Ottawa damals als Hauptstadt von Kanada ausgesucht um den 2 sprachigen Charakter von Kanada zu unterstreichen. Ein Nebeneffekt für uns war dann, dass es nur 2 Stunden von Montréal weg ist.
Die Klassiker, die man in Ottawa gesehen haben muss sind natürlich die Regierungsgebäude.



Na, klingelts bei dem Bild, hat man da nicht den Eindruck als hätte man das schonmal woanders gesehen?? Richtig, das Original vom Freedom Tower steht in London und nennt sich dort Big Ben. Die Kanadier haben sich tatsächlich erdreistet sämtliche Regierungsgebäude aus England nachzubauen, wahrscheinlich bilden sie sich so ein sie könnten sich somit einen Hauch von Kultur einverleiben. Am besten bringt das eigentlich ein Zitat aus der Führung durch die Regierungsgebäude zum Ausdruck: "You probably think that these buildings are very old (äh nee, eigentlich nicht, sieht alles total künstlich aus), but it's not". Aber lassen wir den Kanadiern ihre Illusionen...
Hier noch ein paar Eindrücke aus den Regierungsgebäuden:
Diese Tür ist wohl "die Tür", die immer im Fernsehen erscheint und aus der dann die wichtigen Politker kommen um hinter "der Tür" von den Journalisten empfangen zu werden:







Im Allgemeinen ist Ottawa ein ganz nettes Städtchen, allerdings nicht besonders groß oder spektakulär. Die Eigentliche Attraktion ist zu Winterzeit der Kanal, der um die Innenstadt herumführt, und der bei ausreichender Kälte geräumt wird, damit man auf Schlittschuhen außen um die Stadt herum fahren kann. Nur leider wars zu warm als wir dort waren. Also haben wir uns noch ein Museum gesucht und glücklicherweise konnte uns ein Komilitone von Christiane ins Museum of Civilization einschleusen und uns dort eine private Führung geben. So haben wir sogar noch ein bisschen was über die kanadischen Ureinwohner und die Kolonialzeit gelernt.



Aber wiegesagt es war ja Ostern und da hält man natürlich auch seine Euopäischen Traditionen hoch (nachdem in der Hinsicht Kanada schon nicht viel zu bieten hat): Also wurden Eier gemalt, ganz wie in alten Tagen und der Ostersonntag mit einem gemütlichen Brunch eingeläutet.



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Mittwoch, 26. März 2008
Raquette
Der vorläufige Höhepunkt meines Aufenthaltes hier ist jetzt auch schon fast einen Monat her: Während der vorlesungsfreien Woche an der McGilluni (geschickterweise haben die Unis alle unterschiedlich frei, sodass man nie einen Urlaub koordinieren kann, außer man ist so flexibel mit seinem Projekt wie ich :-) ) war ich mit 6 unerschrockenen mcGillstudierenden Mitstreitern 6 Stunden nördlich von Montréal im Parc de Saguenay 5 Tage Schneeschuhlaufen. Ursprünglich wollten wir noch ein Stückchen weiter in den Norden und vor allem in den Osten, in die Gaspésie, da diese aber einen Tag für die Anfahrt und einen Tag für die Heimfahrt in Anspruch nimmt haben wir uns für weniger Auto und mehr Natur entschieden. Gemietet haben wir uns zu diesem Zweck einen Minivan, der mit 7 Passagieren und dem Gepäck gegen die Kälte auch bis oben hin zugepflastert war, da musste auch mal in Kauf genommen werden, dass man seinen Nebenmann vor lauter Gepäck nicht kaum mehr zu sehen bekam. Gut wenn man da als Fahrer oder Beifahrer fungiert, denn da braucht man ja schließlich ausreichend Bewegungsfreiraum um die Kutsche auch sicher ans Ziel zu bringen. Diesen Job haben die Stuttgarter (Fabian ud ich) unter sich ausgemacht (ja ich fahre nach Kanada um dann mit anderen Stuttgartern durch die Wildnis zu hirrschen!!!) Die Zusammensetzung der Gruppe war auch das einzige was mich anfangs an der Idee des ganzen gestört hat, 5 Deutsche und 2 Franzosen, letztendlich war das aber völlig unbegründet, schließlich bleibt mir hier während meinem Aufenthalt genug Zeit an meinem Französisch und Englisch zu arbeiten.
Ein wares Highlight war Tag für Tag das Mittagessen, das sich durch seine Variationen an verschiedenen Pumpernickeln auszeichnete (merkt man halt doch, dass 5 deutsche dabeiwaren).



Hier sind wir nun endlich angekommen und unsere Rutsche hat auch schon deutliche Spuren von den letzten 500km über teilweise schneebedeckte Straße.



Dummerweise waren wir so clever, dass wir die Hälfte des Essens nicht mitgetragen haben (das wäre ja unnötiger Balast gewesen, wo wir eh nach 2 Tagen wieder zum Auto zurückkommen) sondern im Auto gelassen haben. Dass bei den Temperaturen die Äpfel und Gurken auch im Auto gefrieren würden haben wir uns nicht überlegt und die waren dann leider nicht mehr so recht appetitlich als wir wieder kamen. Wenigstens die Thunfischdosen konnte man noch guten Gewissens wieder auftauen! Nicht, dass wir hinterher das Schwarzbrot noch trocken essen müssen.
Unsere Laufroute mussten wir leider etwas umdisponieren, da auf unsere vorgesehenen Route Lawinengefahr bestand, aber das hat der Schönheit der Landschaft keinen Abbruch getan und unsere Hütte haben wir auch so sicher erreicht.









So sehen mal die ersten Eindrücke der weißen Idylle aus, ein kaltes Meer aus einem Meter tiefen Schnees und kahlen Bäumen die sehnlichst auf den Frühling warten.





Das beste an dem ganzen ist aber eigentlich die Einsamkeit, außer uns 7 Abenteurern haben wir eben in dieser Wildnis keine Menschen getroffen.



Wir hatten natürlich auch großen Spaß in dem Schnee und jeder durfte so richtig das Kind in einem rauslassen! Unser Repertoire reichte dabei von simplem Fangi (oder auch fango oder fangen in anderen Teilen Deutschlands) über kleine Schattentheaterstücke bis zum legendären vom Dach des Hauses in den Schneeberg springen. Muss man einfach genießen, wenn man einmal in seinem Leben vor solchen Massen steht!! Auch wenn sie einem nach 6 Monaten Kälte irgendwann auf den Geist gehen können...





Und wenn man den ganzen Tag im Schnee rumgewatet ist freut man sich selbstverredlich abends über ein Dach über dem Kopf, am liebste hätte man gerne eine warme Stube mit einer köchelnden Suppe drauf, aber diese Illusionen wurden natürlich schnell zerstört. Von außen siehts echt idyllisch aus, aber innen sitzt die Kälte in jeder Ritze, was wir besonders schmerzvoll erfahren mussten, als wir in der ersten Nacht das Feuer sträflicherweise haben ausgehen lassen (wer steht schon freiwillig in der Nacht alle 2 Stunden auf um Holz nachzulegen, da muss man schon einmal morgens in der Eiseskälte aufwachen um davon überzeugt zu werden). Und bis der Ofen die Hütte wieder warm macht bibbert man erstmal eine gute halbe Stunde, oder bleibt faul in seinem Schlafsack und hofft, dass sich schon irgendjemand drum kümmern wird (Rückschlüsse auf mich sind an dieser Stelle völlig fehl' am Platz).





Ein großes Highlight nach den Strapazen des Tages war natürlich abends zum einen ein warmes Essen, viel wichtiger aber noch war der Balsam für Körper und Seele der in Form von zahlreichen immer kreativeren Massagen aufgetragen wurde. Dass die arme Melanie dabei auf Grund ihrer eigenwilligen Frisur irrtümlicher Weise als bitch anstatt als witch bezeichnet wird ist nur eine von vielen Anekdoten...



Ein kulturelles Highlight der besonderen Art waren sicher die Eisfischer, die wir auf unserem Weg getroffen haben. Die campen tatsächlich mitten auf dem Saguenay Fluss (zugegeben, das Risiko des Einsinkens ist eher gering in Anbetracht des meterdicken Eises) und ihre einzige Beschäftigunf ist es Löcher ins Eis zu schlagen und dann an einer Angelrute einen armen Wurm im eiskalten Wasser zu baden. Haben die nur Glück, dass es Tierrechtler nie in diese kalten Regionen verschlägt. Ehrlich gesagt sah' die Ausbeute an Fisch, die sie dabei aus dem Wasser ziehen eher dürftig aus. Mit der Annahme, dass das Fischen, bzw. das Fisch aus dem Wasser der wichtigeste Bestandteil des Eisfischens ist liegt man meiner Meinung nach falsch. Viel wichtiger ist eigentlich der Becher hochprozentigen Alkohols, der in regelmäßiger Beständigkeit wieder aufgefüllt wird. Also ich hab' mich gewundert, dass die Leute bei ihrem Konsum noch stehen konnten, die müssen schon hart trainiert haben.



Zum Schluss noch ein paar bunt gemischte Eindrücke von diesen 5 Tagen, die wirklich unglaublich harmonisch und wunderschön waren!
Melanie und ich



Antonia im Abendlicht









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Carnaval de Québec
Ohje, die Zeit rennt und ich bin schon 2 Monate hinterher mit meinem Blog, was eine Schande.
Das älteste was fehlt ist das Wochenende vom 16. Februar, an dem es sich endlich mal ergeben hat, dass ich auch die Hauptstadt des Landes (also prinzipiell ist ja immernoch Kanada das Land, aber die Quebecois wollen das ja nicht recht wahr haben und versuchen sich immer wieder loszueisen, also wer hier herkommt ist kein Kanadier sondern Quebecois! Und das mit Stolz) kennenzulernen. Quebec, dem Hörensagen nach die europäischste Stadt in Quebec, oder sagen wir einfach, die Stadt mit ein bisschen Kultur und alten Gebäuden, sowas wird dann schnell und präzise als europäisch beschrieben. Macht aber Sinn, wenn man das ganze von dem amerikanischen Müll abgrenzen will, von dem sich Kanada doch hauptsächlich vereinnamen lässt. Aber gut. Nicht dass wir dieses Jahr unglaubliches Glück mit dem Winter hier haben (noch ~40cm Schnee und der ewige Rekord ist gebrochen!!!!), es ist darüber hinaus auch noch das 400jährige Jubiläum von Quebec. Mann ist die alt die Stadt!!! Ich erinnere mich wie wir zu meinen Grundschulzeiten das 900jährige von meinem Heimatdorf Eningen gefeiert haben...aber wenn man halt sonst nicht shat worauf man stolz sein kann??? Jedenfalls hat sich das alles geschickt ergeben, dass im Frühjahr immer die Carnavalsparaden sind (zum Jubiläum natürlich noch ein Stück pompöser) und zufällig auch noch die Eltern von Chloé in Quebec wohnen, die dann mal spontan eine Gruppe von 8 Freunden bei sich einquartiert hat. Also absolut der Hammer diese Gastfreundschaft, da haben sich tatsächlich die Eltern, der Bruder und Chloé in ein Zimmer gepfercht um uns dann Platz zu machen, krass!! Und dann wird man auch noch einmal mit Suppe bekocht, bekommt den orginalen tire d'érable zu kosten:
Dieser ist eine Art verdickte Form (40:1) des Ahornsirups/Maple sirop/sirop d'érable, der ganze Stolz der Quebecois. Ist aber auch sehr lecker der tire d'érable!! Wenn man seine wachsartige Konsistenz mal gezähmt hat kann man ihn doch ganz genüsslich vom Löffel schlotzen.
Also mir war ja bewusst, dass Quebec noch ein Stückchen weiter im Norden ist als Montréal, aber was uns da erwartet hat hat uns doch vom Hocker gehauen. Das Problem war nämlich, dass wir kaum in der Lage waren Chloés Haus zu finden, weil sich die Hausnummern heimtückisch hinter riesigen Bergen aus Schnee verbargen.

Zugegebenerweise ist das nicht ganz natürlich, nachdem da auch noch ein Haufen Schnee von der Straße in den Vorgarten verlagert wurde, aber den Meter Schnee hats trotzdem locker überschritten.
Womit verdient denn jetzt Québec aber den Titel als Kulturstadt? Leider hab' ich keine Bilder der Regierungsgebäude, dafür haben sie aber zur Feier des Tages ein paar Specials auf die Beine gestellt: Das fängt mit dem Eispalast an:
und geht mit den Schneeskulpturen weiter:


Der Carnaval selber bestand dann aus einem Umzug am Abend (den zu genießen fiel allerdings etwas schwer, da wir schon den ganzen Tag in der Eiseskälte durch Québec gelaufen sind und trotz vielfachem Aufwärmens irgendwann an die Grenze des Ertragbaren kamen). War eigentlich echt gut gemacht, nur leider n bissle frisch wiegesagt.

Ein weiteres Highlight sind die Chute de Montmorency, das sind Wasserfälle, die sich unweit von Québec ergießen:


Eigentlich haben wir uns ja erhofft, dass sie komplett zugefroren sind, aber immerhin ein Teil war uns in Eisform vergönnt. Diese komische Erhebung vor dem Wasserfall ist übrigens die Gischt die dann vor dem Wasserfall zu einem Eisberg hinfriert. Wir haben gemeint, wir müssten von dem Hügel herunter auf dem Hintern Schlittenfahren, allerdings hat mir keiner gesagt, dass unten ein schönes Loch aus Eis wartet, dass uns drei mit mir in Front recht unsanft und abrupt abbremste. Oder sagen wir einfach mein Hüftknochen durfte den Schwung von allen dreien dämpfen und hat mir das mit einem schönen blauen Fleck quittiert.
Hier zum Abschluss noch ein Bild mit meinen beiden besten Freunden in Montréal, Laura und Antonia.

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