Raquette
Der vorläufige Höhepunkt meines Aufenthaltes hier ist jetzt auch schon fast einen Monat her: Während der vorlesungsfreien Woche an der McGilluni (geschickterweise haben die Unis alle unterschiedlich frei, sodass man nie einen Urlaub koordinieren kann, außer man ist so flexibel mit seinem Projekt wie ich :-) ) war ich mit 6 unerschrockenen mcGillstudierenden Mitstreitern 6 Stunden nördlich von Montréal im Parc de Saguenay 5 Tage Schneeschuhlaufen. Ursprünglich wollten wir noch ein Stückchen weiter in den Norden und vor allem in den Osten, in die Gaspésie, da diese aber einen Tag für die Anfahrt und einen Tag für die Heimfahrt in Anspruch nimmt haben wir uns für weniger Auto und mehr Natur entschieden. Gemietet haben wir uns zu diesem Zweck einen Minivan, der mit 7 Passagieren und dem Gepäck gegen die Kälte auch bis oben hin zugepflastert war, da musste auch mal in Kauf genommen werden, dass man seinen Nebenmann vor lauter Gepäck nicht kaum mehr zu sehen bekam. Gut wenn man da als Fahrer oder Beifahrer fungiert, denn da braucht man ja schließlich ausreichend Bewegungsfreiraum um die Kutsche auch sicher ans Ziel zu bringen. Diesen Job haben die Stuttgarter (Fabian ud ich) unter sich ausgemacht (ja ich fahre nach Kanada um dann mit anderen Stuttgartern durch die Wildnis zu hirrschen!!!) Die Zusammensetzung der Gruppe war auch das einzige was mich anfangs an der Idee des ganzen gestört hat, 5 Deutsche und 2 Franzosen, letztendlich war das aber völlig unbegründet, schließlich bleibt mir hier während meinem Aufenthalt genug Zeit an meinem Französisch und Englisch zu arbeiten.
Ein wares Highlight war Tag für Tag das Mittagessen, das sich durch seine Variationen an verschiedenen Pumpernickeln auszeichnete (merkt man halt doch, dass 5 deutsche dabeiwaren).



Hier sind wir nun endlich angekommen und unsere Rutsche hat auch schon deutliche Spuren von den letzten 500km über teilweise schneebedeckte Straße.



Dummerweise waren wir so clever, dass wir die Hälfte des Essens nicht mitgetragen haben (das wäre ja unnötiger Balast gewesen, wo wir eh nach 2 Tagen wieder zum Auto zurückkommen) sondern im Auto gelassen haben. Dass bei den Temperaturen die Äpfel und Gurken auch im Auto gefrieren würden haben wir uns nicht überlegt und die waren dann leider nicht mehr so recht appetitlich als wir wieder kamen. Wenigstens die Thunfischdosen konnte man noch guten Gewissens wieder auftauen! Nicht, dass wir hinterher das Schwarzbrot noch trocken essen müssen.
Unsere Laufroute mussten wir leider etwas umdisponieren, da auf unsere vorgesehenen Route Lawinengefahr bestand, aber das hat der Schönheit der Landschaft keinen Abbruch getan und unsere Hütte haben wir auch so sicher erreicht.









So sehen mal die ersten Eindrücke der weißen Idylle aus, ein kaltes Meer aus einem Meter tiefen Schnees und kahlen Bäumen die sehnlichst auf den Frühling warten.





Das beste an dem ganzen ist aber eigentlich die Einsamkeit, außer uns 7 Abenteurern haben wir eben in dieser Wildnis keine Menschen getroffen.



Wir hatten natürlich auch großen Spaß in dem Schnee und jeder durfte so richtig das Kind in einem rauslassen! Unser Repertoire reichte dabei von simplem Fangi (oder auch fango oder fangen in anderen Teilen Deutschlands) über kleine Schattentheaterstücke bis zum legendären vom Dach des Hauses in den Schneeberg springen. Muss man einfach genießen, wenn man einmal in seinem Leben vor solchen Massen steht!! Auch wenn sie einem nach 6 Monaten Kälte irgendwann auf den Geist gehen können...





Und wenn man den ganzen Tag im Schnee rumgewatet ist freut man sich selbstverredlich abends über ein Dach über dem Kopf, am liebste hätte man gerne eine warme Stube mit einer köchelnden Suppe drauf, aber diese Illusionen wurden natürlich schnell zerstört. Von außen siehts echt idyllisch aus, aber innen sitzt die Kälte in jeder Ritze, was wir besonders schmerzvoll erfahren mussten, als wir in der ersten Nacht das Feuer sträflicherweise haben ausgehen lassen (wer steht schon freiwillig in der Nacht alle 2 Stunden auf um Holz nachzulegen, da muss man schon einmal morgens in der Eiseskälte aufwachen um davon überzeugt zu werden). Und bis der Ofen die Hütte wieder warm macht bibbert man erstmal eine gute halbe Stunde, oder bleibt faul in seinem Schlafsack und hofft, dass sich schon irgendjemand drum kümmern wird (Rückschlüsse auf mich sind an dieser Stelle völlig fehl' am Platz).





Ein großes Highlight nach den Strapazen des Tages war natürlich abends zum einen ein warmes Essen, viel wichtiger aber noch war der Balsam für Körper und Seele der in Form von zahlreichen immer kreativeren Massagen aufgetragen wurde. Dass die arme Melanie dabei auf Grund ihrer eigenwilligen Frisur irrtümlicher Weise als bitch anstatt als witch bezeichnet wird ist nur eine von vielen Anekdoten...



Ein kulturelles Highlight der besonderen Art waren sicher die Eisfischer, die wir auf unserem Weg getroffen haben. Die campen tatsächlich mitten auf dem Saguenay Fluss (zugegeben, das Risiko des Einsinkens ist eher gering in Anbetracht des meterdicken Eises) und ihre einzige Beschäftigunf ist es Löcher ins Eis zu schlagen und dann an einer Angelrute einen armen Wurm im eiskalten Wasser zu baden. Haben die nur Glück, dass es Tierrechtler nie in diese kalten Regionen verschlägt. Ehrlich gesagt sah' die Ausbeute an Fisch, die sie dabei aus dem Wasser ziehen eher dürftig aus. Mit der Annahme, dass das Fischen, bzw. das Fisch aus dem Wasser der wichtigeste Bestandteil des Eisfischens ist liegt man meiner Meinung nach falsch. Viel wichtiger ist eigentlich der Becher hochprozentigen Alkohols, der in regelmäßiger Beständigkeit wieder aufgefüllt wird. Also ich hab' mich gewundert, dass die Leute bei ihrem Konsum noch stehen konnten, die müssen schon hart trainiert haben.



Zum Schluss noch ein paar bunt gemischte Eindrücke von diesen 5 Tagen, die wirklich unglaublich harmonisch und wunderschön waren!
Melanie und ich



Antonia im Abendlicht









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emtschej, Sonntag, 13. April 2008, 13:17
Neid!! <- muss selber der Syrer sagen... obwohl ich im Libanon auch den Schnee von ferne grüßte ;) LG nach Kanada!!!

giovanni711, Freitag, 25. April 2008, 08:27
Und selbst im sonnigen Schwabenländle mit Alpen- (und damit auch Schnee-) Nähe kommt da eine gewisse Portion Neid auf!
Traumhafte Landschaft, könnte fast die Alb sein ;)
Heimlich Bilder von daheim reingestellt, was? Spaaaß!
Immer schön weiter Bilder machen, auch bei deiner nächsten Tour!
Liebe Grüße aus der Schwabenmetropole